Zeitreise ins Gründungsjahr 1925 und die 30er-Jahre

Als es dem FC Wacker mitunter an Geld und Mitstreitern mangelte

(wh) - Im vierten Teil unserer Zeitreise drehen wir das Rad in Wackers Gründungsjahr 1925 und die 30er-Jahre zurück, als der Verein zwischenzeitlich unter großem Geldmangel litt, aber auch mehrere Meisterschaften feierte. Das geht aus der Vereins-Chronkik hervor:

Am 6. Dezember 1925 trafen sich im Ulmer Hof 25 Interessierte, um in Biberach einen weiteren Fußballklub zu gründen. Es waren meist junge Leute im Alter zwischen 16 und 22 Jahren aus dem Stadtteil Birkendorf. Nach Abtasten und Aussprachen stimmten sie über den Vereinsnamen ab: "Frischauf" oder "FC Wacker"?

Der FCW hatte in seinen Anfangsjahren außer dem Sportverein auch noch Konkurrenz von der DJK (Deutsche Jugendkraft), verstand es aber, sich unter größten Schwierigkeiten durchzusetzen. Sportliche Heimat war das Spielfeld östlich des Uttenweiler Bahndamms, beim Luft- und Freibad an der Riß. Umkleiden mussten sich die Mannschaften im Ulmer Hof.

Zu ihrem ersten Vorsitzenden wählten die Wackeraner Josef Rieger. Bis 1927 erhöhte sich die Mlitgliederzahl auf 127, um dann wieder rapide abzunehmen. "Infolge Arbeitslosigkeit" herrschte großer Geldmangel. So standen am 8. August 1928 zwar noch 130 Mitglieder auf der Liste, aber davon waren nur 16 bereit unter der neuen technischen Leitung die Verbandsrunde aufzunehmen. Zudem musste Sportskamerad Ernst Oechsle feststellen, dass beim Süddeutschen Fußballverband 590 Reichsmark Beitragsrückstände zu verzeichnen waren. Nach langwierigen Verhandlungen konnte jedoch eine Ermäßigung erzielt werden.

Am 9. September 1928 starteten die nur mit zehn Mann angetretenen Wackeraner dann mit einen 3:0-Sieg beim VfB Weingarten in die Saison. Eine Woche drauf wurde der FV Waldsee 13:1 geschlagen, im Rückspiel sogar 14:1. Worauf die Abtrünnigen wieder zurückkamen und sogar eine 2. Mannschaft aufgestellt werden konnte.

Die Verbandsrunde 1930/31 wurde erfolgreich abgeschlossen, mit der Meisterschaft in der B-Klasse und dem Aufstieg in die A-Klasse. In der Zwischenzeit löste sich der Turnerbund Biberach auf und trat der Turngemeinde bei. Der Sportverein konnte sich in der Kreisliga nicht halten und schloss sich „infolge Finanzen“ ebenfalls der TG an. Meister der A-Klasse wurde in der Saison 1930/31 freilich der FC Wacker, mit drei Punkten Vorsprung auf die TG. In der Aufstiegsrunde scheiterte der FCW aber an Senden und Herbrechtingen. In der Saison 31/32 holte sich der FCW erneut den Titel in der A-Klasse, blieb jedoch in der folgenden Aufstiegsrunde gegen Gingen/Brenz und Vöhringen wieder erfolglos.

"Politische Schikane"

Anno 1933 wurde „nach politischer Schikane“ (Münz und Schilling von der TG) der Verein doch noch „genehmigt“, heißt es in der Vereins-Chronik des FC Wacker. (Anmerkung der Redaktion: Was diese „politische Schikane“ genau bedeutete, ist der Chronik leider nicht zu entnehmen. Nachdem die Nazis aber 1933 die Macht ergriffen hatten und alsbald alle Sportvereine gleichschalteten, dürfte besagte „Schikane“ auch von Hitlers Schergen veranlasst worden sein.)    

Im gleichen Jahr wurden auch die Ligen neu eingeteilt. Der FC Wacker spielte nun in der 1. Kreisklasse Oberschwaben (Gruppe Süd) und traf dabei auf die TG Biberach, DJK Biberach, Waldsee, Weissenau, Leutkirch, Langensrgen, 08 Friedrichshafen, DJK Ravensburg, Tettnang, Schussenried und Mochenwangen. Wacker startete schwach in die Saison 1933/34 und lag bald 12 Punkte hinter dem Spitzenduo Tettnang und TG Biberach. Danach eilte Wacker jedoch von Sieg zu Sieg und lag kurz vor Schluss der Meisterschaftsrunde ein Zähler vor den punktgleichen Verfolgern TG Biberach und Tettnang.

"Was sich nun ereignete", so die Vereinschronik des FCW, "gab wieder einen Beweis des Hasses seitens der TG". Weiter heißt es: Auf Anregung von Engler u. a. löste sich die Deutsche Jugend Kraft (DJK) Biberach zwei Spieltage vor Rundenende auf. (Anmerkung der Redaktion: So einflussreich besagte TGler damals gewesen sein mögen: Die DJK Biberach wurde letzlich auf Geheiß der Nazis aufgelöst, weil sie ihnen wie alle anderen DJK-Vereine mit ihren 245 0000 Mitgliedern ein Dorn im Auge war.)

Die Auflösung der DJK brachte Wacker ein Abzug von vier Punkten, der TG und Tettnang wurden jeweils 3 Punkten abgezogen. Worauf die TG und Wacker dank ihrer guten Torverhältnisse gleichauf an der Spitze liegen. Derweil meldeten sich 3 der DJK-Spieler, darunter einer namens Albrecht, beim FC Wacker an, während die besten Kräfte zur TG wechselten. Im drauffolgenden, letzten und alles entscheidenden Meisterschaftsspiel lagen die Wackeraner gegen die TG vor 800 Zuschauern in der ersten Halbzeit 0:2 hinten, ehe sie das Blatt wendeten und sich mit einem 4:3-Sieg den Titel und den Aufstieg in die Bezirksklasse sicherten. Mit Hilfe besagten Spielers Albrecht, der mit einem 40-Meterschuss das zwischenzeitliche 2:2 besorgt hatte. Die Lokalzeitung berichtete danach: "Der unbeugsame Siegeswille, die besseren Stürmerleistungen und der gesunde Schuss der Wacker-Stürmer sowie sprichwörtliches Pech der Turngemeinde waren ausschlaggebend für den Wacker-Sieg."

In der Bezirksklasse bekam es Wacker nun mit namhaften Vereinen zu tun, mit dem SSV Ulm 46, VfB Friedrichshafen, FV Ravensburg, Wangen, Lindenberg, Lindau, Neu-Ulm, Senden, Vöhringen, Weingarten, Mengen und Laupheim. Das erste Spiel in der Saison 34/35 gegen Lindau gewann der FCW mit 3:0 und auch manch anderen Gegner bezwang er noch, so dass er den Klassenerhalt schaffte.

Unter Schultheiß ging es abwärts

Nachdem sich Wacker drei Jahre lang gut behauptet hatte in der Bezirksliga, drohte 1937/38 der Abstieg: "infolge Wehrmacht" (Chronik) und eines offenbar unfähigen Funktionärs. "Wilhelm Schultheiß sorgte dafür, dass es langsam abwärts ging. Er versagte als Spielausschuss-Obmann und Kassier." Worauf die Spieler ihren vormaligen "bewährten" Leiter Ernst Oechsle zurückholen und den Klassenerhalt doch noch schaffen.  

Ein Jahr nach Ausbruch des 2. Weltkrieges musste 1940 der Spielbetrieb eingestellt werden. Oechsle kümmerte sich noch bis 1944 um die Jugend des Klubs, "bis auch hier jede Tätigkeit unmöglich war". 

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