Zeitreise ins 19. Jh.: "Fußlümmelei" und "englische Krankheit"

Die Anfänge des Biberacher Fußballs gehen zurück ins Jahr 1895

(wh) - Im 19. Teil unserer Zeitreise drehen wir das Rad ganz weit zurück, ans Ende des 19. Jahrhunderts, als sich der Fußball auch in Biberach zu etablieren begann. Ihre erste sportliche Heimat fanden die örtlichen Pioiniere anno 1895 bei der TG Biberach, die sie als "reine Spielabteilung" aufnahmen, ehe sie 1903 (oder 1902?) eine Fußballabteilung innerhalb der TG gründeten. In den Chroniken des FC Wacker, des FV, der TG Biberach und in der Schwäbischen Zeitung (Januar 1967) haben wir weitere Details gefunden.

Demnach wurden in den 1890er Jahren in Biberach die in England schon länger geläufigen Fußball-Regeln bekannt, nachdem Realschullehrer Maurer von der Insel zurückgekehrt war. Bis dahin hatten die Spieler noch lange Hosen getragen, und jeder seine eigenen Regeln gepflegt. Gekickt wurde damals auf dem Lindele, umziehen konnte man sich in einer Bretterbude.

In der TG-Chronik heißt es weiter: "Im Jahr 1895 wurde im Verein des Fußballspielen aufgenommen und hatte hier nach dem Beitritt eines außerhalb des Vereins entstandenen Fußballclubs (vermutlich Muttensweiler) im Jahr 1903 einen guten Aufschwung genommen". So gründete Julius Mühlschlegel in ebendiesem Jahr zusammen mit 15 anderen Männern im Württemberger Hof die Fußabllabteilung der Turngemeinde Biberach.

Diese Abteilung trat jedoch 1911/12 jedoch wieder aus der TG aus und hob einen eigenen Verein aus der Taufe, den Sportverein Biberach, "weil sie angeblich im Mutterverein nicht so ausschließlich und einseitig ausgestattet und gefördert werden konnte, wie sie es für ihre Sonderzwecke für nötig hielt." Gespielt wurde nun auf einem umzäunten Platz auf den Pflugwiesen, dort wo heute das Wieland-Gymnasium steht. Zu den damaligen Kuriositäten zählte, dass das Gelände mit Rupfentüchern abgeschirmt wurde, um ungebetenen "Zaungästen" Einblicke zu verwehren. Vermutlich aus finanziellen Gründen. Wegen zu hoher Mietkosten für den Pflugwiesenplatz wurden dann aber ein paar Jahre später Erweiterungsarbeiten auf dem Lindele aufgenommen.

1910 entstand an der Riß ein weiterer Fußballklub, der FC Biberach, der aber nur vier Jahre Bestand hatte. Überhaupt: Fußballer hatten es nicht leicht in diesen Zeiten: "Damals" - so Alfons Engler, einer der frühesten Aktiven - "mussten wir noch die Querlatten von den Toren auf dem Lindele verstecken, so unpopulär war unser Sport". Wie überall in Deutschland gehörten Attacken aus dem Lager der "Turner" zur Tagesordnung: Sie verunglimpften den neuen Sport als "Fußlümmelei" und "englische Krankheit".

Sieben Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges erhielt der Sportverein dann Konkurrenz, die immer heftiger werden sollte: die des FC Wacker Biberach. 25 junge Burschen zwischen 16 und 22 Jahren legten im Ulmer Hof den Grundstein des FCW, dessen Vorsitzender Josef Rieger wurde. Der FCW hatte außer dem Sportverein auch noch Konkurrenz von der DJK Biberach (Deutsche Jugendkraft), verstand es aber, sich unter größten Schwierigkeiten durchzusetzen. Sportliche Heimat war das Spielfeld östlich des Uttenweiler Bahndamms, beim Luft- und Freibad an der Riß. Umkleiden mussten sich die Mannschaften im Ulmer Hof.

Ältester oberschwäbischer Fußballlub ist der FV Ravensburg, er wurde 1893 gegründet.

Ältester deutscher Fußballverein ist der BFC Germania 1888 Berlin.

Die Fußball-Geschichte in Deutschland beginnt mit dem Sportlehrer Konrad Koch (1846-1911), der 1874 das Fußballspielen in einer Braunschweiger Schule einführte.

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